Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht

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Ja, in Deutschland steht uns das Wasser bis zum Hals –  im sprichwörtlichen Sinne allerdings eher in anderen Teilen der Welt, in denen die Menschen kein Wasser oder keinen Zugang zu sauberen Wasser besitzen. Das sind ganze 663 Millionen Menschen weltweit. Was wir für selbstverständlich halten, ist für sie teures Gut. Das mit dem wir verschwenderisch oder zu mindestens Gedanken verloren umgehen, ist für sie überlebenswichtig. Wie es sich anfühlt den Wasserhahn aufzudrehen, und nix´s rauszubekommen- das durfte ich letzte Woche – passend zum internationalen Wassertag – in Lima erleben. Ich mache hier ein siebenwöchiges Praktikum und habe das Glück viel von dem peruanischen Leben mitzubekommen.

Vom 17.03 an hatten viele Häuser in Lima für einige Tage auf Grund der Überschwemmungen in vielen Teilen Perus und auch in den Außenbezirken der Stadt kein fließendes Wasser. Auch sonst hat die Metropole ein großes Wasserproblem. Sie ist die zweitgrößte Wüstenstadt und besitzt selbst so gut wie kein eigenes Wasser. Sie muss ihr Wasser aus drei Flüssen, die in den Anden entspringen, entziehen. Dieses wird aber durch den Klimawandel immer weniger. Oder so wie letzte Woche durch den ungewöhnlich langanhaltenden Regen zu viel, so dass es zu Überschwemmungen kommt, da nichts in diesem Land auf diese Regenmassen ausgelegt ist. Das zweite Problem der Stadt ist die Wasserverschwendung. Zum einen durch das schlechte Wassermanagement der Regierung und zum anderen durch die Bürger.

Letztere mussten sich letzte Woche ziemlich umgewöhnen. Denn was tun, wenn man kein Wasser hat? Klar, welches kaufen. Aber auch das Wasser im Supermarkt wurde nach zwei Tagen leer. So wurde auf Facebook und Twitter zum Wasser sparen aufgerufen, Tipps gegeben wie man Wasser vom Kochen auch zum Blumen gießen wiederverwenden kann usw. Jedem in der Stadt wurde plötzlich klar: „Alles was ich benutze, fehlt einem anderen in der Stadt.“ Für mich war dies ein wirklich bewegender Moment. Zum einen die Erfahrung, dass man nichts für selbstverständlich halten sollte und dass wir alle unendlich dankbar sein können in Deutschland für unsere Lebensbedingungen. Mehr aber hat mich der Zusammenhalt und die Ruhe in Lima beeindruckt. Nachdem meine Kollegen und ich 2 Stunden Wasser in verschiedenen Supermärkten gesucht hatten, haben wir nicht gebunkert, sondern uns sogar ein Limit unter der Ration gesetzt, weil alles was wir verbrauchen, steht anderen nicht mehr zur Verfügung…

Dann…zwei Tage später…eine Überschwemmung in unserem Büro. Unsere Nachbarn hatten den Wasserhahn die Nacht über offenstehen lassen. Einen Tag am Sparen, den anderen Tag schaufelten wir das Wasser regelrecht vom Boden auf. Eimervoll verschwendet.

Aber nun denn…zurück mit dem Blick auf Deutschland. Denn nach diesen zwei Erfahrungen habe ich mich näher mit meinem Wasserkonsum in der Heimat auseinandergesetzt…, weil man es eben nicht für selbstverständlich halten sollte. Denn laut einer Umfrage von Greenpeace sind Wasserknappheit und -Verschmutzung die bedeutendsten Umweltaspekte der Weltbevölkerung! Wir sind dafür mitverantwortlich. Wie fragt ihr euch jetzt? Denn „ich mache das Wasser aus während ich Zähne putze“ …dass meine ich nicht. (Das halte ich wirklich für selbstverständlich). Es gibt viele weitere Gründe, deren wir uns nicht bewusst sind. Zum einen die Fleischproduktion! Für die Herstellung eines Kilogramms Rindfleisch wird 15 000 Liter Wasser benötigt. Das machen rund 75 volle Badewannen aus, laut Water Foodprint Network!! ganz schön viel oder??? Klar, das Rind bechert das Wasser nicht alleine, aber mit seinem Futter und seiner Haltung kommt man auf diesem hohen Betrag. Im Vergleich: Ein Kilo Kartoffeln stellt man schon mit 100 Liter her.

Es gibt weitere Bereiche, in denen wir Wasser verschwenden. Kleidungsproduktion frisst unheimlich viel Wasser! Die konventionelle, ausgeblichene, „coole“ Jeans muss ja irgendwie hergestellt werden. Deren Farbe wird dann in Wassermassen von den Färbereien weggespült. Und das Schlimmste dabei ist, dass das Wasser von der Produktion z.B. in China und Bangladesch mit hochgiftigen Chemikalien verseucht ist. Diese landen in Flüssen und ziehen durch die Meere. Sogar in Polen wurde Chemikalien aus Asien, laut Greenpeace, nachgewiesen!  70% der Flüsse in China sind davon betroffen. 20% der organischen Schadstoffe stammen davon aus der Industrie. Weil es kaum Regulierungen gibt! Und klar, dies sind Gründe das westliche Marken dort produzieren, ist ja günstiger (auch für uns). Aber Regierungen, Marken und WIR dürfen nicht weiter wegsehen! Wir müssen Vorreiter sein und strengere Regeln einfordern. Wir als Einzelne beeinflussen den Markt durch unseren Konsum. Also…denkt zweimal nach bevor ihr das x Top vom Sale Tisch kauft von der konventionellen Klamottenproduktion! Lieber umweltbewusst und gute Qualität.- hält ja dann auch länger. Denkt zweimal nach, wieviel und woher ihr Fleisch konsumiert. Nichts verbieten, aber bewusst konsumieren! Und genießt euer Wasser aus dem Hahn!!!

P.S.: Im Zentrum hat sich die Situation von Lima zum Glück weitestgehend normalisiert. Einige Teile Perus sind aber langfristig schlimm betroffen von den Überschwemmungen. Die Menschen wären für eine kleine Spende sehr dankbar – z.B. bei dem peruanischen roten Kreuz: https://www.ammado.com/community/193613

Liebe Grüße, Eure Michelle

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